Die italienische Insel Capri ist der Hotspot im Golf von Neapel. Seit den 1950er-Jahren zieht es Promis aus aller Welt auf die nur sechs Kilometer lange und drei Kilometer breite Felseninsel, die von ihrer Anziehungskraft bis dato nichts eingebußt hat. Einst urlaubten hier Liz Taylor, Kirk Douglas und Greta Garbo, heutzutage kann es schon passieren, dass man Julia Roberts oder Jennifer Aniston beim Luxus-Shoppen in den engen Gassen von Capri-Dorf begegnet oder Jennifer Lopez beim Abhangen im beruhmtesten Nachtlokal "Taverna Anema e Core". Die Hautevolee logiert in den Top-Hotels Capri Palace, Quisisana, Punta Tragara oder Jk Palace. Betuchte wie Fiona Swarovski residieren in der eigenen Villa. Allerdings: "Wer heute ein Haus auf der Insel kaufen will, muss warten, bis eines verkauft wird", sagt unser Guide. "Neue Baugenehmigungen werden so gut wie gar nicht erteilt." 10.000 Tagesgaste Die rund 14.000 Einwohner leben hauptsachlich vom Tourismus. In der Hochsaison uberschwemmen taglich bis zu 10.000 Ausflugler die Insel. Wir nehmen das Schnellboot, die Uberfahrt von Sorrent dauert rund 25 Minuten. Neben mir sitzen fesche Girlies aus dem USBundesstaat Pennsylvania, sie bereisen Rom, Capri, Nizza, Avignon und Paris in zehn Tagen. Vor der Uberfahrt haben sie sich mit großen weißen Sonnenhuten eingedeckt, tragen geblumte, bodenlange Sommerkleider - auf Capri will man beim Flanieren schick gekleidet sein.

Am Hafen Marina Grande warten teure Taxis und gunstigere Kleinbusse auf die Neuankommlinge. Von April bis Oktober durfen auf der Insel nur die Einheimischen, die Capresen, Autos lenken. Kein Wunder - die Straßen sind eng und steil, erfordern mit waghalsigen Ausweichmanovern Ortskenntnis. Besucher konnen von Marina Grande aber auch mit der Standseilbahn Funicolare in den Ortskern von Capri-Dorf gelangen.

Inselzentrum Wir kurven mit einem Kleinbus nach Capri-Dorf. Schlendern uber die von Cafe-Bars gesaumte Piazzetta im Zentrum. Kein Sessel ist frei in diesem "Wohnzimmer der Welt", dichtes Gedrange uberall, auch in den engen Gassen, in denen Shops von Dolce & Gabbana, Prada und Ferragamo zum Kaufrausch verlocken. Bei Mieten bis zu 30.000 EUR pro Monat muss der Umsatz schon passen. Dazwischen rollen Gaste, die ihren Urlaub in einem Hotel in Zentrum gebucht haben, ihr Handgepack durch die Masse. Nur die Koffer werden mit Elektrofahrzeugen zu den Hotels chauffiert.

Zu den prachtigen Giardini di Augusto, den Garten des romischen Kaisers Augustus, gelangen wir uber den noch flachen Teil der Via Krupp. Der deutsche Industrielle Friedrich Alfred Krupp ließ diesen in den Fels gehauenen Serpentinenpfad mit acht Haarnadelkurven um 1900 anlegen, um schneller von seinem Lieblingshotel Quisisana in Capri-Dorf zum Bootsanlegeplatz Marina Piccola zu gelangen. Wir genießen traumhafte Ausbli-cke von einer Aussichtsterrasse, erfrischen uns mit kostlichem Limoncello-Eis, das u. a. aus Zitronenlikor hergestellt wird. Nahe dem Gelati-Stand kann man in einem Shop CarthusiaParfum erstehen. Es wird auf der Insel seit 1681 noch immer nach alten Rezepten hergestellt. Bei Herrenduften bildet Rosmarinol die Basis, bei Damenduften die wilde Nelke Capris.

Anacapri Nach einem kostlichen Mittagessen (u. a. hausgemachte Teigwaren mit Knoblauch, Rucola und Chili) im Garten-Restaurant "Capri Moon" fahren wir uber eine enge, kurvige Straße ein paar Kilometer weiter in den zweitgroßten Ort Anacapri. Zum Standardprogramm zahlt hier die Besichtigung der in einem Garten gelegenen und mit Skulpturen geschmuckten Villa San Michele, die der schwedische Arzt und Schriftsteller Axel Munthe vor mehr als hundert Jahren errichten ließ. Der Rundgang lohnt. Der Weg zur Villa ist mit Souvenirshops gespickt. Kauftipp: Schuster fertigen in den Laden in kurzer Zeit Ledersandalen nach Maß.

Design-Fans sollten auf einen Cocktail im Leading-of-the-WorldHotel "Capri Palace" einkehren. Der kunstlerisch gestaltete Weg zur Rezeption gibt außergewohnliche Einblicke ins Hallenbad, bei der Bar flimmern Bildschirme aus einem Boot. Das hoteleigene Restaurant L'Olivo ist mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet, Spezialitat ist u. a. merluzzo affumicato - geraucherter Kabeljau.
Gleich ums Eck des Hotels kann man mit einem Sessellift zur hochsten Inselerhebung abheben. Vom 589 Meter hohen Monte Solaro offenbaren sich herrliche Panoramablicke.
Bootstour Empfehlenswert ist aber auch eine Bootstour um die Insel. Unsere 17 Kilometer lange Fahrt startet und endet im großen Hafen Marina Grande. So mancher Nervenkitzel treibt uns dabei den Schweiß auf die Stirn. Der Kapitan fahrt mehrere Male rucklings ganz nahe an die vorspringenden Felswande von Grotten, um uns Lichtund Farbeffekte zu zeigen. So nahe dass, einem ganz automatisch ein angstliches "Stooooop" uber die Lippen kommt. Bei der Tour erspahen wir auch auf Felsrucken thronende Luxusvillen und -hotels, passieren den Leuchtturm von Punta Carena im Osten und die Bucht Marina Piccola im Suden, an deren Kiesstranden sich Badeurlauber in der Sonne aalen. Vor der beruhmten Grotta Azzura staut es, wer das blaue Wunder erkunden will, muss auf kleinere Boote umsteigen.
Plotzlich ragen die Faraglioni aus dem Meer empor, drei machtige Felsnadeln, das Wahrzeichen von Capri. Die großte, "Stella" (Stern), liegt der Kuste am nachsten, "Scopolo" (Klippe) am weitesten entfernt. Zwischen beiden steht "Faraglione di mezzo" (mittlere Klippe). Sie hat einen 60 Meter langen, engen Tunneldurchgang, der auch Liebesbogen genannt wird. Unser Boot ist klein genug, um durchzufahren. "Bitte kussen, das bringt Gluck", ruft der Kapitan wahrend wir instinktiv die Kopfe einziehen. Neben mir sitzt ein fetter, unappetitlicher Amerikaner. Ich uberlege kurz - und kusse ihn lieber nicht!