Capris Krösus
In Deutschland galt er als knallharter Waffenschmied. Auf Capri genoss Friedrich Alfred Krupp dagegen das Leben in vollen Zügen. Die italienische Insel wurde dem vor 100 Jahren verstorbenen Stahlfabri kanten zur zweiten Heimat.
Sonntag Aktuel (Germany) - 22/09/2002
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Noch im Februar 1902 ehrt die neapolitanische Tageszeitung Il Mattino "Ihre Exzellenz Krupp" durch einen vier Spalten langen, wohlwollenden Artikel. Wie seit 1898 jedes Jahr ist der Stahlfabrikant aus Essen im Januar für drei Monate nach Capri gekommen. Auf der Mittelmeerinsel ist der Kanonenkönig glücklich. Von den Capresen fühlt er sich ala Mensch akzeptiert, als Freund. Capri erklärt er zu seiner zweiten Heimat. Er logiert in einem vier Suiten umfassenden Appartement im vornehmen Hotel Quisisana.
Künstler und Schriftsteller kamen bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert nach Capri. Der deutsche Adel war ihnen später gefolgt, um im südlichen Klima zu überwintern. Krupp hatte die Insel als Asthmakranker 1898 kennengelernt. Wie viele Zeitgenossen dachte er, Capris Luft würde kranke Lungen heilen. Deshalb hatte ein Engländer auf Capri einst auch ein Sanatorium hauen lassen. Doch weil die Luft auf Capri zu feucht ist für Lungenkranke, machte er ein Hotel daraus, ohne den Namen zu ändern: ,,Quisisana" heißt "Hier gesundet man".
Krupp kuriert zwar nicht sein Asthma, aber er findet auf Capri sein Seelenheil. Endlich kann sich der Unternehmer seiner wirklichen Berufung, den Naturwissenschaften, widmen. Er bat in zwei hervorragend ausgerüstete Forschungsschiffe investiert, mit denen er die Flora und Fauna des Mittelmeers auskundschaftet. Mit an Bord ist ein Team um Dr. Salvatore Lo Bianco, ein renommierter Meeresbiologe, der für Anton Dohrn und seine Zoologische Station in Neapel arbeitet. Krupp entdeckt 27 bisher unbekannte Fischarten im Mittelmeer. Damit er sein Hotel von der Hafenbucht Marina Piccola aus schneller erreichen kann, regt er um 1900 den Bau einer neuen Straße an, die er zur Hälfte finanziert.
Eine der landschaftlich schönsten Straßen Capris erinnert heute noch an den größten Mäzen der Insel. ,,Via Krupp" heißt die Serpentinenstraße hinter den Ländereien der Certosa, des Kartäuserklosters auf Capris Inselrucken. Sie führt zwischen den gigantisch hohen und schroff abfallenden Kalksteinfelsen hinunter nach Marina Piccola und gibt auf jedem Abschnitt neue, spektakuläre Ausblicke auf das Meer und die Landschaft frei. Krupp hatte die Idee zu dieser Straße. Den Grund und Boden dafür sowie für den später eingerichteten Blumenpark Giardini Augusto" kaufte Krupp auf und schenkte ihn der Gemeinde Capri, die ihn dafür 1902 zu ihrem Ehrenbürger ernannte.
Auf Capri fühlt sich Krupp wohl, weil er im einfachen Inselleben ein normalsterblieher Mensch sein kann: Der reichste Mann Europas umgibt sich mit den einheimischen Fischern, schließt Freundschaft mit seinem Barbier und geht, wie die Capresen auch, in billigen Trattorien essen. Seine besten capresischen Freunde tragen, wie er auch, eine Krawattennadel, die ein Meines silbernes Geschoss darstellt.
Ausgelassene Feste unter Männern feiert Krupp in einer Grotte, die nach einem Einsiedlermönch Bruder Glücklich heißt. Alle tragen weite Kutten, die gesellschaftlichen Ränge sind aufgehoben. Krupp empfindet sich als Caprese und ist stolz darauf. Doch plötzlich kommt es zum Eklat: In der neapolitanischen Zeitung La Propaganda" wird Krupp am 15. Oktober der Homosexualität bezichtigt. Das deutsche sozialdemokratische Blatt "Vorwärts" greift das Thema auf, es kommt auch in Deutschland zum großen KruppSkandal.
Um die Jahrhundertwende kam Capri mehrmals in die Schlagzeilen wegen gleichgeschlechtlicher Beziehungen. Das färbte auf Friedrich Alfred Krupp ab. Viele Fremde fanden damals in der abgelegenen Insel eine ideale Umgebung, um ihre homoerotischen Neigungen ausleben zu können und mittellose Capresen waren scheinbar empfänglich für das Geld der Fremden. Durch die Artikel war Krupps Ruf zerstört obwohl es keine Belege gab für eine ausgelebte Homosexualität. Was steckte dahinter? Erpressung? Neid? Rache?
Die Capresen verteidigen ihren Mäzen. An seinen capresischen Freund Ignazio Cerio, als 'Arzt und Wissenschaftler eine Inselaucoricäit, schreibt der unglückliche Krupp aus Essen noch mit einem Funken Hoffnung: "Es wird mein glücklichster Tag sein, wenn ich zu Ihnen zurückkehren kann, nachdern die traurige Affäre eine befriedigende Lösung gefunden hat." Krupp hat seine Trauminsel nicht mehr wiedergesehen. Er starb überraschend am 22. November im Alter von 48 Jahren. War es wirklich ein Gehirnsehlag?
Stefanie Sonnentag
• Ausstellung: Die Gemeinde Capri end das Fremdenverkehrsamt feiern Friedrich Alfred Krupp anläßlich seines 100. Todestags noch bis 20. Oktober mit einer großen Ausstellung im Certosa di San Giacomo (Kartäuserkloster). Zu sehen sind historische Fotografien und[ Objekte, auch der "KruppSkandal" wird thematisiert. Geöffnet: Dienstag bis Sonntag von 9 bis 14 Uhr.
• Auskünfte: Tourist Information Office, Piazza Umberto Primo, 80073 Capri, Telefon 00 39 / 081 / 8 3? 53 08, www.capritourism.com. Staatliches Fremdenverkehrsamt Enit, Prospekttelefon 00 800/00 48 25 42, www.enit.it.
Flora und Fauna
Naturinteressierten Menschen, die nicht achtlos an FliegenRagwurz, Alpenbraunelle oder Schrofenröael vorbeihasten wollen, gibt ein Biologe in den Schutzgebieten der Stubaier und Zillertaler Alpen die Gelegenheit, bei geführten Wanderungen die Pflanzen und Tierwelt der Berge kennenzulernen. Bei den winterlichen Wanderwochen im Januar geht es mit modernen Schneeschuhen durch die verschneite Landschaft, und die Chancen sind groß, scheuen Tieren zu begegnen. Informationen beim Tourismusverband Wipptal, Tel. 00 43 / 52 72 / 62 70, Fax 2120, www.wipptal.at.
Mord und Totschlag
Die Krimiszene gibt sich bis 23. November in 15 Orten der Region Hellweg ein Stelldichein. 50 Autoren, Schauspieler und Musiker kommen zum internationalen Krimifestival "Mord am Hellweg" ins östliche Westfalen. Das bunte Programm bietet von der mörderischen Fahrradtour über die Nachtwächtertour zu historischen Tatorten bis zur Knastlesung für die ganze Familie viel SchaurigSchönes. Im Dortmunder GrafitVerlag ist dazu eine Sammlung mit 20 exklusiven HellwegKrimistories erschienen. Infos und die Programmzeitschrift gibt es unter Tel. 023 03 / 10 34 66 und 9638 52 sowie im Internet unter www.mordamhellweg.de.
Kapverden zu Fuß
Mitten im tiefsten deutschen Winter genießen Urlauber auf den Kapverdischen Inseln trockenes frühlingshaftes Wetter. Bei einer 14tägigen Wanderreise (31.1. bis 14.2.) erkunden kleine Gruppen von maximal neun Teilnehmern die schönsten Gebiete dea Archipels auf vier bis fünfstündigen Wanderungen mit leichtem Gepäck. Neben schönen Landschaften erwarten die Teilnehmer kreolische Küche, viel Gastfreundschaft und eine lebendige Musikszene. Im Preis von 1850 Euro sind Linienflug, drei Inlandsflüge, 14 Tage Halbpension, Transfers und geführte Tagestouren enthalten. Mehr Auskünfte gibt es bei "Die Tour", Telefon und Fax 0 66 56 /50 38 54 und im Internet unter www.dietouronline.de.
Hand aufs Herz Reiki, eine alte japanische Heil und Entspannungsmethode, stimuliert die Lebenskräfte durch Auflegen der Hände auf Energiepunkte am Körper. Wer sieh in diese Kunst einweisen lassen möchte besonders geeignet für Paare kann sich beim ReikiSeminar auf der Intel Wangerooge in die Obhut zweier erfahrener ReikiMeister begeben. Das dreitägige Seminar vom 7. bis 9. November) kostet 150 Euro (Übernachtung mit Frühstück ab 46 Euro im Hotel Hanken, Telefon 0 44 69 / 87 70). Mehr dazu bei Hubert Katzenstein, Telefon 0 71 21 / 2 92
69, EMail: hkatzenst@aol.com.
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