Von URSULA WIEGAND

Diese Steine verströmen die Energie von zweieinhalbtausend Jahren. Wie viel Sonnehaben sie gespeichert”, schwärmt Begleiterin Lorena.
Andächtig legt sie ihre Hand auf die rissige Felswand an der Phönizischen Treppe. Es waren aber eher griechische Einwanderer, die im 5. Jahrhundert v. Chr. diese serpentinenförmige Treppe in den Berg meißelten. Immerhin blieb die “Scala Fenicia” bis 1874 die einzige Verbindung vom Haupthafen Marina Grande nach Anacapri.
Angelandete Waren mussten hinauf gebuckelt werden. Abwärts gehen sich die 500 Stufen natürlich bequemer, nämlich von der Villa San Michele her. Dieses Haus war das elitäre Domizil des schwedischen Arztes Axel Munthe. 1929 löste er mit seinem “Buch von San Michele” einen CapriBoom aus. Die Phönizische Treppe endet nahe der Kirche San Costanzo.
Noch ein paar Schritte, und schon beginnt das Hafengewühl. Ständig laufen Schiffe mit Tagesbesuchern ein und aus. Die Ankömmlinge eilen zur Funiculare (Seilbahn), doch die Fischer in ihren bunten Booten beeindruckt das Gewusel wenig.
Früher oder später treffen sich alle auf der “Piazzetta” im Dorf Capri. Schon früh am Morgen füllen sich die Tische zu Füßen des alten Glockenturms. Dort ist auch die TouristenInformation, wo man für drei Euro einen AudioFührer ausleihen kann. Junge Leute sitzen auf den Stufen, die zur ehemaligen Kathedrale Santo Stefano führen.
Das mehr ländliche Capri zeigt sich auf dem Gang zur Villa Jovis, dem einstigen Palast von Kaiser Tiberius im Nordosten der Insel. Enge Sträßchen schlängeln sich vorbei an manch edler Bleibe und manch prachtvollem Garten. Bald begleiten nur noch Weingärten, blühende Wiesen, Olivenbäume, Kakteen und sturmzerzauste Pinien den Weg.
Oben, bei den Palastfragmenten, dann Felsen und das in Türkistönen schimmernde Meer.
Später, beim Mittagessen auf der Dachterrasse des “Belsito” schweift das Auge übers Dorf bis zum Meer. Ein optischer und kulinarischer Genuss bei hausgemachten PastaSpezialitäten und köstlichem Fisch. Frisch gestärkt geht es nun weiter zum Arco Naturale, einem bizarren Felsbogen am Meer, um dann zur wild zerklüfteten Steilküste hinunter zu steigen. Ein schmaler Pfad führt treppauftreppab, vorbei an der MatromaniaGrotte, einem römischen Nymphäon. Bald rücken die berühmten Faraglioni, drei Felsnadeln, mehr und mehr ins Blickfeld. Bis zu 109 Metern ragen sie aus den Fluten.
Der Pfad mündet an der via Tragara, die später via Camerelle heißt. Hier und rund um die Piazzetta wetteifern Hermès, Dolche & Cabana, Gucci, Yves Saint Laurent, Fendi, Louis Vuitton, Prada, Moschino und Brioni um die Gunst der Reichen und Schönen. Matt fallen viele nach dem Shopping gleich nebenan ins “Da Giorgio” (via Roma 34). Die Ravioli alla caprese und die Pasta mit Meeresfrüchten sind spitze, die Pizzen riesig und saftig, die Preise moderat.
Doch kein CapriUrlaub ohne die Blaue Grotte! Entsprechend groß ist oft der Andrang.
Vor der niedrigen Öffnung müssen sich die Bootspassagiere lang legen, um ihre Köpfe zu retten. Drinnen leuchtet das Wasser tatsächlich in einem unsagbaren Blau.

SCHNELLBOOTSERVICE
Bis Oktober Saison
Die Saison auf Capri geht bis Ende Oktober.
Für Tagesausfl ügler gibt es ab Neapel mehrmals täglich einen SchnellbootService. Autos dürfen nicht mitgebracht werden. Gute Busverbindungen, ScooterAusleihe. Gästezimmer bekommt man beispielsweise im “Belsito”, ruhige Lage, rund zehn Minuten ab Piazzetta. Für Übernachtung und Frühstück zahlt der Gast 37 Euro. Weitere Auskunft unter Tel. 0039/081837 87 50. Die besten MeeresBadeanstalten besitzt Marina Piccola.
Auskünfte und Broschüren auch auf Deutsch gibt es im TouristenBüro, Tel. 0039/ 0818375308
Informationen unter
www. capritourism.com.